Pflegereform: Gravierende Änderungen für Pflegebedürftige und Pflegeheime

Morgen befasst sich der Bundestag mit dem Regierungsentwurf zum zweiten Pflegestärkungsgesetz.
„Auf Pflegebedürftige und Pflegeheime kommen mit dem zweiten Pflegestärkungsgesetz gravierende Änderungen zu“, sagt Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland. Aus Sicht der Diakonie sei die große Richtung der Reform mit der Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs zu begrüßen, aber – so Loheide: „Wir brauchen längere Übergangsfristen für die Aushandlung der konkreten Rahmenbedingungen auf der Landesebene und mit den Pflegekassen. Dabei denke ich besonders an ausreichendes Personal, das „A und O“ für die Pflegeheime.“ In der vollstationären Pflege soll der Eigenanteil für Pflegebedürftige nicht mehr mit zunehmender Pflegebedürftigkeit steigen: Pflegebedürftige des Pflegegrades zwei bis fünf zahlen den gleichen Anteil. In der Konsequenz bedeute dies aber auch, dass der Einzug ins Pflegeheim mit einem niedrigen Pflegegrad sehr viel mehr kosten werde als heute, betont Loheide. Renate Gamp, Vorsitzende des Deutschen Evangelischen Verbands für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) sieht in dem Gesetzentwurf eine enorme konzeptionelle Herausforderung für die stationäre Altenhilfe: „Wenn künftig nur noch Menschen mit hohem Pflegegrad ins Pflegeheim wechseln sollten, werden sich die Pflegeheime stark verändern“. Sie erinnert: „Jeder Pflegebedürftige hat ein Wunsch- und Wahlrecht für die Art, wie er versorgt werden will. Wir dürfen die finanzielle Schwelle für den Einzug in ein Pflegeheim nicht so hochsetzen, dass diese Option für betagte Menschen ohne schwere Einschränkungen praktisch nicht mehr in Frage kommt“.

 

@Signatur Ute Burbach-Tasso

Diakonie-Zitat: Dringend Antworten auf den Fachkräftemangel finden

Diakonie-Präsident Ulrich Lilie zum Pflegestärkungsgesetz II, dass gestern vom Kabinett verabschiedet wurde: „Auch der zweite Teil des Pflegestärkungsgesetzes gibt keine Antwort auf den Fachkräftemangel in der Pflege. Keine Reform wird ohne ausreichendes, qualifiziertes Fachpersonal funktionieren. Wenn wir heute nicht dafür Sorge tragen, dass mehr Menschen für den verantwortungsvollen und schönen Beruf Pflege gewonnen, ausgebildet und angemessen bezahlt werden, wenn wir uns nicht darum kümmern, dass der gesamte Berufsstand mehr Anerkennung erfährt, dann wird auch die beste Pflegereform ihr Ziel nicht erreichen. Wir brauchen dingend eine konzertierte Aktion aller Beteiligten – Politik, Wohlfahrt, Gesundheits- und Pflegewirtschaft, Gewerkschaften und Krankenkassen -, die dieses Problem schnellstmöglich in Angriff nimmt. Ein weitsichtige Einwanderungspolitik sowie eine pragmatische und zukunftsorientierte Asylpolitik wäre ein überaus sinnvoller Lösungsbeitrag.“

Bildnachweis Diakonie/Hermann Bredehorst

Tagespflege der Diakoniestation – Der beste Tag der Woche

Der beste Tag der Woche

„Ich freue mich immer auf Mittwoch“, erzählt Frau Janssen*, „das ist der schönste Tag der Woche!“ Warum? Jeden Mittwoch wird sie morgens mit einem Kleinbus abgeholt um den Tag in der Tagespflege der Diakoniestation zu verbringen. Schon auf der Fahrt trifft sie bekannte Gesichter. In der Einrichtung angekommen setzen sich die Tagesgäste an den einladend gedeckten Frühstückstisch.
Die Tagespflege der Diakoniestation Stadt Leer gGmbH in der Friesenstr. 6 besteht seit Februar 2013 und war innerhalb eines halben Jahres voll belegt. Knapp die Hälfte der 18 Plätze, die zur Verfügung stehen, werden von täglichen Gästen genutzt; die übrigen Plätze werden von Menschen in Anspruch genommen, die nur an einzelnen Tagen der Woche kommen möchten. Das Angebot einer Tages-Pflegestätte (teilstationäre Pflege) richtet sich an Menschen mit Pflege- und/oder Betreuungsbedarf, egal, welche Pflegestufe sie haben. Das Ziel ist, einen Heimaufenthalt zu vermeiden oder zumindest aufzuschieben.
Zurück zu Frau Janssen: Das Frühstück ist beendet und die Zeitungsrunde kann beginnen. Das bedeutet, dass ein Mitarbeiter Wissenswertes aus der Tageszeitung vorliest, wobei Unterbrechungen durch Tagesgäste durchaus willkommen sind. Oft hat jemand etwas hinzuzufügen oder es entwickelt sich ein Gespräch über das Gehörte.

Nach der Zeitungsrunde gehen die Tagesgäste verschiedenen Aktivitäten nach: sei es ein Gesellschaftsspiel, eine Runde im Garten oder Mithilfe bei der Küchenarbeit. Wenn man vormittags beim Kuchenbacken helfen kann und am Nachmittag beim Teetrinken diesen selbstgebackenen Kuchen verzehrt, fühlt sich man sich wirklich wie zu Hause.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen besteht die Möglichkeit, sich auf einen Ruhesessel zurück zu ziehen und Mittagsschlaf zu halten. Später stehen noch einmal verschiedene Beschäftigungen auf dem Programm: besonders beliebt ist die Gymnastik mit dem Schwungtuch oder auch das gemeinsame Singen. Selbst das Klönen auf der Gartenbank erfüllt durchaus seinen Sinn: Für viele ist die Tagespflege das „Tor zur Welt“, durch das sie unter Menschen kommen und das Abwechslung in ihren Alltag bringt.

Mehr Informationen gibt es unter : 0491 / 9252 161

*Name geändert
Text und Fotos: Gundi Martensson